ICONCLASH : Jean-Luc Moermn

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Die Galerie Leu präsentiert erstmalig in Deutschland eine Einzelausstellung des belgischen Künstlers Jean-Luc Moerman (* 1967). Der in Brüssel lebende Künstler ist dem internationalem Kunstpublikum bereits durch zahlreichen Ausstellungen und Messeteilnahmen (u.a. in New York, Paris, Japan, Schanghai, Barcelona, Basel und Brüssel) gut bekannt. Moermans origineller Still lässt sich nur schwerlich in gewöhnliche Kategorien einteilen: Seine Wurzeln liegen in der Street Art aber sein aktuelles Schaffen ist weit facettenreicher und bewegt sich unter anderem zwischen organischer Zeichnung, psychedelischer Malerei, biomorphen Design und Pop.

Moermans künstlerische Entwicklung begann Anfang der 90er Jahren weit abseits der institutionellen Kunstwelt. So war es nicht etwa der gewöhnliche White Cube, sondern der urbane Raum, genauer die Straßen Brüssels, die der Künstler zunächst für sich entdeckte. Jedoch verlor sich Moermann nicht wie seine Graffiti und Tagger Kollegen in der Dunkelheit einer subkulturellen Gegnerschaft zur städtebaulichen Ästhetik - Moerman wirkte nie mit Spray Dose an verlassenen Metroschienen- sondern intervenierte mit eigenwilligen handgefertigten Stickers. Sogar in der Hauptstadt der Street Art, New York, die Moerman erstmals 1992 besuchte, erinnert man sich bis heute an seine urbanen Tattoos, die auf allen möglichen Oberflächen zu finden sind.

Eine große Ehre wurde dem Künstler kürzlich zuteil, als er auserwählt wurde, das 60 jährige Bestehen der Pariser Modemarke Longchamp ästhetisch zu veredeln. Moerman kreierte dafür unter anderem sechzig originale Handtaschen mit seinen unverkennbaren Motiven, die sodann in einer groß angelegten Kampagne von Kate Moss präsentiert wurden. Zu den entsprechenden Feierlichkeiten fanden jeweils große Events in Paris, New York und Tokyo statt , zu denen parallel auch Moermans künstlerisches Werk ausgestellt wurde. In diesem Jahr wurde Moerman außerdem noch zur Teilnahme an der Seoul Biennale in Süd Korea eingeladen.

In München wird nun zum ersten Mal ein Querschnitt seiner Arbeit aus dem Feld der Malerei, Zeichnung und Skulptur dem deutschen Publikum vorgestellt. Einen Schwerpunkt bilden dabei Moermans berühmte Tattoos, in denen der Künstler Vorlagen aus Kunst, Pop-Kultur und Politik überarbeitet, indem er auf deren Hautpartien einzigartige Muster aufbringt. In der Ausstellung begegnen dem Besucher so prominente Charaktere aus diversen Zeiten und höchst unterschiedlichen kulturellen Provenienzen, (u.a. Botticellis Venus, Kate Moss und Scarlett Johansson sowie The Beatles, The Rolling Stones und sogar Angela Merkel und Nicolas Sarkozy). Durch den traditionsreichen und interkulturellen Akt der Tatauierung, löst Moerman die ursprünglich symbolische Funktion der Ikonen auf und verleiht ihnen so eine neue Bedeutung. Der Betrachter findet, gegenüber der eigentlichen ikonographischen Idee, eine fremde Atmosphäre vor, die je nach Motiv zwischen Ironie, Verehrung oder Karikatur variiert.

Moermans unverwechselbare Formsprache funktioniert aber eben nicht nur auf menschlicher Haut, sie ist im wesentlichen unabhängig von ihrem Medium. Sie fügt sich unaufgeregt auf jede erdenkliche Fläche. Einmal begonnen scheint sie unaufhörlich, nahezu selbständig ihre Umgebung zu infizieren. Wie ein Virus nimmt sie Wände, Fenster, Papier, Leinwand, Aluminium Boxen und jegliche Ready Mades für sich in Anspruch.