Otto Pienes Sky Art Events stellen eine wegweisende Verbindung von Kunst, Technologie und Natur dar, bei der der Himmel selbst zur Leinwand und zum Mitgestalter wird. In den 1960er-Jahren konzipiert und in den folgenden Jahrzehnten weiterentwickelt, verwandelten diese flüchtigen Spektakel die Atmosphäre in einen Ort künstlerischen Ausdrucks. Piene, Mitbegründer der ZERO-Gruppe, strebte danach, die Kunst aus den Begrenzungen von Galerien zu befreien und in den öffentlichen, offenen Raum zu tragen. Mit aufblasbaren Skulpturen, Lichtprojektionen und groß angelegten Performances luden die Sky Art Events das Publikum dazu ein, den Blick zu heben – zum Nachdenken, Träumen und zur unmittelbaren Begegnung mit Kunst im kosmischen Maßstab. Diese Werke verkörpern nicht nur Pienes tiefe Faszination für Licht und Bewegung, sondern auch seinen Glauben an das Potenzial der Kunst, kollektives Staunen zu erzeugen und Menschen über Grenzen hinweg zu verbinden.
Die Tempera-Gouachen Otto Pienes sind nicht bloß vorbereitende Studien, sondern eigenständige bildnerische Erweiterungen seiner Sky Events – jener spektakulären, ephemeren Himmelsinszenierungen, mit denen Piene die Grenzen von Kunst, Natur und Technologie neu auslotete. Lange Zeit wurden diese Arbeiten vom Nachlass des Künstlers bewusst vom Kunstmarkt ferngehalten, um ihre Stellung innerhalb seines Gesamtoeuvres differenziert zu bewahren. Erst im Zuge der großen Otto-Piene-Retrospektive im Tinguely Museum Basel im vergangenen Jahr, die seine Skizzenbücher in einen direkten Dialog mit seinen Licht- und Luftkunstwerken setzte, wurde das besondere Gewicht dieser Werkgruppe auch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht. In Reaktion auf das wachsende kunsthistorische und marktseitige Interesse beginnt der Nachlass nun, diesen zentralen Werkkomplex sukzessive freizugeben und damit ein bislang wenig beachtetes Kapitel von Pienes Schaffen neu zu erschließen.
Projektion
Wenn ich meine fliegenden Luftplastiken der Sky Events gedankenhaft -
wie „Berlin Star“, „Brussels Flower“, „Milwaukee Anemone“ – sehe,
50-100 m hoch, 15 m im Durchmesser, sehe ich auch die
Feuergouachen, die vor plus/minus zwanzig Jahren diese Formen und
Räume anspielten und malerisch suggerierten („Entwurf für eine fliegende
Plastik“, 1967). Die Kartons und Bogen sind frei beschriebene Seiten
imaginärer Tagebücher, die Geschehenes aufheben und Kommendes
ansagen. Anders als die Stöße meiner Black Books sind sie frei phrasiert,
lebhaften Prozessen ausgesetzt - und sie eignen sich zum Rahmen. (Otto Piene)
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Otto Pine Sky Art Event Berlin, 2014
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Otto Piene’s Olympic Rainbow, 1972, Photo Mira Cantor.
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Sky Event for “Citything Sky Ballet”, Point State Park, Pittsburgh, PA, USA, April 18, 1970. Photo: Walter Seng.