Karin Alfredsson Swedish, 1966

Übersicht

Karin Alfredsson wurde 1966 auf Frösön in Jämtland (Schweden) geboren und lebt und arbeitet seit 1989 in Stockholm. Sie ist im Moderna Museet, dem National Art Council, Stockholm Art und einem Dutzend anderer Institutionen vertreten und hat in einer Vielzahl von Ausstellungen teilgenommen von Galerien und Kunstgalerien in ganz Schweden. 2019 erhielt sie das neu eingerichtete Capri-Stipendium der Liljevalch and San Michele Foundation. Galerie Leu präsentierte ihre erste Ausstellung in Deutschland.

Werke
Lebenslauf

Karin Alfredsson ist Künstlerin und Fotografin, die zunächst mit eindringlichen Porträts Bekanntheit erlangte. Doch in einem radikalen Schritt wandte sie sich vollständig von ihren menschlichen Sujets ab, um sich ganz ihrer ursprünglichen und tiefsten Leidenschaft zu widmen: der Natur. Ihre kompromisslosen, nackten Aufnahmen karger nordischer Landschaften führten dazu, dass Kritiker Vergleiche nicht zu anderen Fotograf:innen, sondern zu Malern wie Caspar David Friedrich, J.M.W. Turner, August Strindberg oder Gerhard Richter zogen. Viele ihrer Werke wirken tatsächlich wie fotorealistische Gemälde oder feine Zeichnungen. Doch anders als etwa Robert Longo, der seine monumentalen Kohlezeichnungen von Fotografien projiziert, arbeitet Alfredsson ohne Vorlage. Sie fängt jene seltenen Augenblicke ein, in denen die Natur selbst zu malen scheint. Was wir sehen, ist unmanipuliert – roh, unmittelbar und rein.

 

„Ich arbeite sehr langsam, intuitiv, kehre immer wieder an denselben Ort zurück, um ihn wirklich kennenzulernen“, erklärt Alfredsson. „Es geht mir nicht um Schönheit, sondern um das, was dahinter liegt – um das, was tief ist, was einfach ist.“ Genau dieser Prozess verleiht ihren Fotografien ihre besondere Tiefe. Ihre Arbeit besteht nicht im bloßen Festhalten der Landschaft, sondern in der Versenkung in sie. Wer genau hinsieht, spürt die Zeit, die sie mit dem Ort verbringt, die stille Auseinandersetzung – und die Gedanken, die jedem Bild vorausgehen.

 

„Die Natur ist allem überlegen“, sagt sie. „Sie ist das Einzige, was mich wirklich interessiert – jenseits aller Worte. Ich bin völlig uninteressiert an dem, was konventionell als schön gilt, an allem Polierten und Geschönten. Ich will darüber hinaus – dorthin, wo ich selbst Teil der Natur werde. Wenn man diesen Ort einmal gefunden hat, will man nie wieder weg. Wir stehen und fallen mit der Natur. Es geht um Respekt. Und um Demut. Das mag religiös klingen, ist es aber nicht. Es ist einfach der Ort, an dem ich mich am lebendigsten fühle.“

 

Alfredssons fotografische Auseinandersetzung mit der Natur begann vor etwa zehn Jahren – als sie ziellos durch die Wildnis streifte. Manchmal fotografierte sie. Meistens beobachtete sie nur. Auch heute arbeitet sie noch auf diese Weise: allein, mit Zelt, in Herbst, Winter und Frühling – wartend, oft tagelang, auf den einen Moment aus Licht, Stille und Bewegung.

 

Alles, was man als „postkarten-schön“ bezeichnen könnte, wird konsequent ausgeschlossen. Blumen vergehen. Menschen verschwinden. Üppige Vegetation und leuchtende Farben fehlen. Und doch arbeitet Alfredsson ausschließlich in Farbe. Ihre Bilder entstehen in Zeiten des Jahres, in denen die Farben eher Idee als Wirklichkeit sind, in einem Licht, das selbst wie monochrom wirkt. Die Farbpalette reduziert sich auf Nuancen von Grau – vom tiefsten Schwarz bis zum kühlsten Weiß. Daraus entsteht ein faszinierender Widerspruch: Die sanften Übergänge der Graustufen nehmen den Motiven ihre Härte, und betonen zugleich ihre Weite, ihre stille Erhabenheit.

Ausstellungen